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FAIRCONOMY-Newsletter 86

* Abschied von Wera Wendnagel

* Aktuell: Banken-Krise 2023

* Dauerthema: Umwelt-Krise

* Wege aus den Krisen

 

1. Aktuelles

Wera Wendnagel
Wera Wendnagel (1931 - 2023)

Die langjährige INWO-Ehrenvorsitzende Wera Wendnagel ist am 22. Januar im Alter von 91 Jahren verstorben. In Fairconomy 1/2021 erschienen eine Würdigung zu ihrem 90. Geburtstag und ein Artikel von ihr selbst. Die Trauerfeier zur Urnenbeisetzung ist am 25.03. in der Nähe von Frankfurt (Details auf Anfrage).

In Ökologischer Umbau oder renditestarker Neubau? kritisiert INWO-Referent Klaus Willemsen, dass das erklärte Regierungsziel von jährlich 400.000 neuen Wohnungen bei im Wesentlichen konstanter Bevölkerungszahl weniger dem Mensch (und seiner Umwelt) diene, als vielmehr den Interessen „des Kapitals“.

Auch zur 2023er-Bankenkrise hat Klaus Willemsen einen umfangreichen Kommentar geschrieben: Déjà-vu.

Wir brauchen Negativzinsen, konstatiert die stellvertretende INWO-Vorsitzende Beate Bockting am 21. Februar in der Gastwirtschaft der Frankfurter Rundschau: „Die Wirkung der Zinsanhebungen ist ohnehin äußerst fragwürdig und täuscht vor, es könne eine „Normalisierung“ geben. Mit Kreditklemmen und Unternehmenspleiten die Nachfrage einzudämmen, heißt, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben.“

2. Termine

01. April 2023 (verschoben vom 25.03.), 15.00 - 16.30 Uhr: FAIRCONOMY-Webinar mit Dipl.-Volkswirt Matthias Klimpel, stellv. Vorsitzender INWO e.V: Geldangebot, Geldnachfrage und der Zins in Silvio Gesells Geldtheorie. Zur kostenlosen Anmeldung eine kurze E-Mail an INWO(at)INWO.de schreiben.

22. April 2023: INWO-Mitgliederversammlung in der Jugendherberge Düsseldorf. Reservierungen Freitag bis Sonntag direkt bei der Jugendherberge oder über: finanzen(at)INWO.de

07. - 11. Juni 2023: Die INWO auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag Nürnberg. Seit vielen Jahren hat die INWO immer beim Kirchentag einen Stand auf dem „Markt der Möglichkeiten“ (Donnerstag bis Samstag). Dies ist eine gute Gelegenheit zum persönlichen Kennenlernen für Interessierte - und eine gute Möglichkeit zum perönlichen Austausch für die alten INWO-Mitglieder. Wir suchen noch Standbetreuer! Bei Interesse bitte melden (per Kontaktformular oder E-Mail-Antwort auf diesen Rundbrief)!</>

28. - 29. Oktober 2023: Die nächste FAIRCONOMY-Herbsttagung. SAVE THE DATE!

Irrtümer und Änderungen vorbehalten.

3. Interessantes aus Netz und Medien

Die Insolvenz der amerikanischen Silicon Valley Bank weckt aktuell Erinnerungen an die Lehman-Pleite im September 2008, die für viele als Startpunkt der großen Finanzkrise gilt. Entsprechend groß sind jetzt die Sorgen und Befürchtungen, die nächste große Finanzkrise stünde bevor. Im Dezember-Newsletter hatten wir auf den Artikel Lage an den Aktienmärkten von Steffen Henke, aktiver Förderer von fließendem Geld (Freigeld), hingewiesen. Er schrieb (am 8.10.2022):

Geht Eigenkapital über das gesetzlich vorgeschriebene Mindestmaß bei einem Geldinstitut verloren, ist die Bank pleite oder muss mit frischem Zentralbankgeld „gerettet“ werden. Solche Interventionen der Zentralbanken haben wir in den vergangenen Jahren immer wieder gesehen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir bald derartige Aktionen der EZB wieder erleben werden.

Bei der nur mit 50 Milliarden Franken Zentralbankgeld (umgerechnet mehr als 5.000 € pro Schweizer) abgewendeten Beinahe-Pleite der ehemals großen Credit Swisse sind laut Jens Berger in Credit-Suisse-Turbulenzen – die Bankenkrise erreicht Europa (Nachdenkseiten, 16. März) neben den verschlechterten Rahmenbedingungen allerdings auch ganz schlicht Gier und Inkompetenz verantwortlich für den Niedergang.

Kommt ein Banken-Crash? fragt Maurice Höfgen in der Berliner Zeitung vom 17. März. Zur Vermeidung weiterer Pleiten stellt er eine klare Forderung: „Die Zinserhöhungsorgie muss aufhören.“ (Unsozialerweise fordert er allerdings auch, dass die Einlagensicherungsgrenze von 100.000 € pro Person und pro Bank komplett aufgehoben werden solle, ähnlich dem aktuellen Vorgehen in den USA.)

4. Film- und Buchtipps

Titelbild
Earth for All (Verlag)

Sandrine Dixson-Declève u.A.: Earth for All – Ein Survivalguide für unseren Planeten Der neue Bericht an den Club of Rome. oekom 2022, 256 Seiten. ISBN: 978-3-96238-387-9

Mit diesem Buch über die kollektive Zukunft der Menschheit schreibt eine Gruppe von Wissenschaftler:innen, die sich in der 2020 gegründeten „Earth4All-Initiative“ engagieren, in gewisser Weise den ersten Bericht an den Club of Rome fort („Die Grenzen des Wachstums“, 1972), der bereits die drohende Überlastung unseres Planeten thematisierte. Das dort verwendete und aus heutiger Sicht „prognosestarke“ systemdynamische Modell wurde weiterentwickelt. Es erlaubt nun auch Analysen von einkommensschwachen Ländern („Süden“) und einkommensstarken Ländern („Norden“). Auf der Basis des Modells werden zwei Zukunftsszenarien beschrieben. Erstens: die Menschheit reagiert auf die planetarische Krise wie bisher („Too Little Too Late“). Zweitens: es wird ein tiefgreifender und unverzüglicher Wandel eingeleitet („Giant Leap“).
Beginn der Rezension von Prof. Johann Walter, erschienen in ZfSÖ online 2023.

Titelbild
Das postkapitalistische Manifest (Verlag)

Toni Andreß: Das postkapitalistische Manifest. oekom 2022, 522 Seiten. ISBN: 978-3-98726-008-7

Bericht von einer Vorstellung des Buchs durch den Autor in Berlin am 17. März:

Toni Andreß hat seine Gedanken in die Kapitel Kapital, Umwelt, Soziales und Markt gegliedert. Allerdings kommt in seinem Buch das sehr wichtige Thema Bodenrecht nicht vor. Als ich ihn darauf angesprochen hatte, war er sich dessen bewust und meinte, dass die Zentralbank genug Geld zum Aufkauf von Grund und Boden zur Verfügung stellen könne. Zum Vortragsbeginn stellte er sich kurz vor. Er habe über 20 Jahre an dem Buchprojekt gearbeitet.

Die Geldreform nach Silvio Gesell würdigte er ausführlich und auch den Bancor Plan von Keynes erwähnte er – leider ohne das Besondere daran zu erwähnen (Minus- und Plusstrafen, damit eine ausgeglichene Handelsbilanz entsteht).

Insgesamt finde ich seine geldpolitischen Überlegungen sehr deckungsgleich mit unserem Ansatz.
Norbert Schneider (INWO-Mitglied)

5. Worte... zum Schluss

"Es gehört gerade zum Wesensmerkmal einer kapitalistischen Demokratie, dass sie keine ist. Der Widerspruch ist so offenkundig, dass er sich nur mit ausgefeilten Techniken der Indoktrination unsichtbar und undenkbar machen lässt. In ihrem Wesenskern und in ihrer Funktionslogik sind Demokratie und real existierender Kapitalismus in fundamentaler Weise unverträglich miteinander."
Mausfeld, Warum schweigen die Lämmer? Vortrag im DAI Heidelberg, 3.2.2019, (YouTube-Video, 1:27 h)

Mit freundlichen Grüßen
Vlado Plaga und Mitstreiter